Pädagogisches Konzept

 

In unserer schnelllebigen, vielfach hektischen Gesellschaft wird der Ruf nach echten Erlebnissen immer lauter. Der Wunsch nach höher, schneller und weiter bestimmt die Angebote vieler Anbieter von Abendteuerreisen und Eventagenturen. Vielfach wird von einer „Erlebnisgesellschaft“ und dem „Erlebnismenschen“ gesprochen, der danach strebt die „Tristesse des Alltags mit großen und kleinen Abenteuern zu würzen“[1].

Dass das Erleben in einer von Unterhaltungsmedien, die einem das Erleben „abnehmen“ geprägten Gesellschaft vielfach erst gelernt werden muss und Erleben vor unserer Haustür anfangen kann wird vielfach vergessen. Oftmals können Kinder an der Spielkonsole oder dem Computer mit dem Joystick komplizierteste Bewegungsabläufe simulieren oder ganze Landschaften gestallten, aber sind sie in der Lage selbst ein Rad zu schlagen, einen Salto zu machen, ein Lagerfeuer zu entzünden, nützliche Knoten zu knüpfen oder Holz zu bearbeiten? Genau hier kann die Erlebnispädagogik ansetzten.

„Erlebnispädagogik will ein Gegengewicht zur intellektuellen, seminaristischen Bildung darstellen und knüpft an das natürliche Bedürfnis an, etwas zu erleben.“[2]

Zieht man ein pädagogisches Wörterbuch zu Rate, so wird hier Erlebnis als „das Bewusstwerden, Gewahrwerden, Innewerden von körperlichen und seelischen Zuständen“[3] beschrieben. „Es handelt sich dabei um psychische Vorgänge, meist gefühlsmäßiger, affektiver Art, von besonderer Unmittelbarkeit und Einmaligkeit“[4].

Einfacher ausgedrückt, ist erleben das Teilhaben an einem Geschehen und dessen emotionale Verarbeitung.

So wird auch erst über das bewusste Erleben eine stimmige Auseinandersetzung mit den zu vermittelnden Inhalten möglich. Man stelle sich zum Beispiel nur einmal vor, wie groß der Unterschied ist zwischen theoretisch und rechnerisch bearbeiteten Hebelgesetzen und dem „in realita“ verwendeten Holzbalken, mit dem man einen riesigen Baumstamm bewegen kann.

Erlebnispädagogik kann unterstützend wirken, ganz konkrete Lerninhalte zu vermitteln. Die Lernenden können sich auf eine persönliche Weise mit diesen Inhalten verbinden, so dass diese fest im Gedächtnis verankert bleiben. Doch auch auf sozialer Ebene kann die Erlebnispädagogik unendlich wertvoll sein. Bei Erlebnissen in der Gruppe, in denen ein soziales Miteinander unabdingbar ist, werden einzelne Individuen dazu gebracht sich selbst wahrzunehmen, andere kennen zu lernen und diesen und sich selber wiederum den Spiegel des eigenen Verhaltens vorzuhalten.

Viel zitierte Aussagen, wie „gemeinsam sind wir stark“, bekommen erst eine Bedeutung, wenn man selbst erlebt, dass es erst in der Gruppe möglich ist einen schweren Anker per Hand vom Meeresboden zu holen oder gemeinsam einen Baumstamm als Brücke über einen Bach zu legen.

Hier wollen wir mit unseren Freizeiten ansetzen.

Jan Kügler

 

[1] Birntahler, M. (2008) S. 9: Erlebnispädagogik und Waldorfschulen. Verlag Freies Geistesleben und Urachhaus GmbH, Stuttgart

[2] B. Groeneveld/P. Göritz (1983) S.198: „Das Segelschiff als Vehikel der Erlebnispädagogik“. In: Sozialpädagogik 25, 5, S. 198-216

[3] Keller/Novak (1979) S. 91: Kleines Pädagogisches Wörterbuch, Freiburg

[4] ebd